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Fuji X100F – Liebe auf den zweiten Blick.

Dass ich mittlerweile voll auf Fuji eingestellt bin, hat sicher schon jeder hier eindeutig verstanden. Begonnen mit der X-E3 und dann ergänzt um die X-T2 habe ich schon viel mehr Fotos aufgenommen, die mir wirklich mehr Freude machen, als in zehn Jahren mit allen anderen Kameras zusammen. Die Kamera verführt mich plötzlich zum Fotografieren und wird nicht mehr als schnödes Arbeitsgerät mitgeschleppt. Warum ich nun doch bei einer X100F gelandet bin, soll dieser Eintrag erklären.

Schnell war in der Kombination aus X-T2 und X-E3 erkennbar, dass doch nur die große X-T2 genutzt wird. Die X-E3 gefiel mir weiterhin aber es gab keinen Anlass mehr sie mitzunehmen. Die X-T2 ist praktischer und bei leichtem Gepäck spart man mit der X-E3 nicht besonders viel Platz ein. Selbst mit dem XF18 F2 ist das Paket zwar kompakter als die X-T2 aber auch kein Leichtgewicht. Es musste also dringend etwas passieren, um die vielen Bahn- und Reisetage abzudecken, die sonntäglichen Spaziergänge durch die Stadt und die handelsüblichen Familienfeiern. Ohne zu zögern habe ich mich für die X100F entschieden in die X100F verliebt.

In diesem Artikel möchte ich ganz genau auf meine Entscheidung eingehen, warum die X100F für mich aktuell einfach die beste Kamera auf dem Markt ist.

Entscheidungskriterien zur X100F

Erstens: Da mir das Rangefinder-Konzept der X-E3 mehr als gut gefallen hat, war mir der optische Sucher an der Kamera wichtig. Zudem wollte ich nicht auf alle direkten Zugriffe auf die Einstellungen verzichten.

Zweitens: Die Kamera hat für mich die idealen Abmessungen und eine wunderbare Haptik. Die Kamera ist nicht kleiner als die X-E3 hat aber durch das fest verbaute Objektiv viel weniger Tiefe. Hier kommt der Kamera der Leaf-Shutter zu Gute (später mehr dazu).

Drittens: Die Optik (23mm F2) ist superscharf und erzeugt einen tollen Look. Das Bokeh ist sehr weich und unauffällig und damit für fast jeder Situation gerüstet. Die Naheinstellgrenze ist sehr gering und dadurch kann man es fast ein Makro nennen. Die Einstellbarkeit von Blende und Fokus ist sehr gut umgesetzt und gibt ein tolles Feedback. Ähnliches kannte ich bisher nur von analogen Geschwistern.

Viertens: Der Verschluss. Durch den Einsatz eines Leaf-Shutters ist die Kamera nicht nur deutlich kompakter sondern auch viel leiser. Der mechanische Verschluss verursacht zwar ein Geräusch, dieses ist aber kaum wahrzunehmen. Ohnehin ist Diskretion eine wunderbare Eigenschaft der X100F. Ein weiterer, toller Nebeneffekt: Der Leaf-Shutter hat in der Verschlusszeit eine höhere Grenze und hat Vorteile mit der Blitzsynchronisation.

Fünftens: Der Blitz. Winzige Blitze in Kompaktkameras gelten weithin als Witz und unnütze Spielerei für unfähige Fotografen. Quatsch. Vergessen. Die X100F hat einen kleinen Aufhellblitz an Bord, der bei vielen Situationen einen tollen, plastischen Effekt in die Fotos bringen kann. Es gibt eine tolle Seite, die dieses Thema ausführlich behandelt.

Sechstens: Die Kombination aus OVF und EVF. Bislang habe ich es zwar schon einmal bei der xPro2 gesehen aber nie genutzt. Bei der X100F nutze ich gerade im Getümmel oder auf der Strasse sehr gerne den optischen Sucher. Der Bildausschnitt ist sehr viel größer und so kann ich schon rechtzeitig erahnen, wann eine Person oder ein Gegenstand ins Bild tritt, obwohl der Sensor und der elektronische Sucher ihn noch nicht wahrnehmen. Diese Funktion liebe ich auch bei meiner analogen Canonet QL17 III – damals war es aber kein Feature sondern es gab keine Alternative. Nahezu genial sind die schnelle Umschaltung zwischen OVF und EVF sowie die digitakeln Einblendungen in den analogen Sucher. Zur besseren Veranschaulichung hat FUJI dazu einige Bilder auf der Webseite.

Siebtens: Der ND-Filter. Hier muss man nicht lange quatschen aber ein eingebauter (optischer!!) ND-Filter, der im Menü aktiviert werden kann, ist einfach klasse. Selbst mit der X-T2 komme ich ohne einen zusätzlichen Filter nicht aus. Somit kann ich auch in sehr hellen Situationen mit bis zu zwei Blendenstufen runter gehen, damit ich meine Schärfentiefe beibehalten kann, ohne überzubelichten.

Achtens: Die Unauffälligkeit. Ich habe es sicher schon zehn Mal in diesem Artikel erwähnt aber das beste an dieser Kamera ist, dass sie nicht auffällt. Ich kann mit der Kamera mitten zwischen die Menschen und meine Fotos schießen, ohne dass ein krummer Blick kommt. Das Fotografieren verhält sich völlig anders, als mit den größeren Kameras. Dazu kommt man sehr häufig ins Gespräch, was denn das noch für tolle Zeiten waren, als man noch analog fotografiert hat. Bis ich dann die Kamera umdrehe und das Display zeige.

Meine persönliche Zusammenfassung

Ich gebe die X100F nicht mehr her. Nie habe ich eine Kamera genutzt oder besessen, die mich so sehr rauszieht, die nie abgelegt wird, die immer bereit ist. Alle Kriterien von oben haben ihre Berechtigung aber die Kombination aus den einzelnen Punkten macht die X100F für mich zur perfekten Kamera. Da die X100F nun auch die Akkus WP126 nutzt und nicht mehr wie die X100T und X100S eine besondere Form, brauche ich auch keine verschiedenen Akkus mehr mitnehmen. Kleine Details wie z.B. der Objektivdeckel und der mechanische Umschalter zwischen OVF und EVF machen immer wieder Freude in der Bedienung – natürlich alles kombiniert mit den technischen Fähigkeiten des X-Trans III Sensors und des schnellen Prozessors.

Meine Kaufempfehlung für die X100-Serie von Fuji gilt ab der X100T. Die Urversion und die S-Version haben noch zu viele Einschränkungen und einen sehr langsamen Autofokus. Eine X100T bekommt man um 600€, eine X100F um 900€ auf dem Gebrauchtmarkt.

(Un)nötiges Zubehör

Es gibt für die X100F einiges an Zubehör: Sowohl für den Tele- als auch für die Weitwinkel-Anwendung gibt es einen entsprechenden Aufsatz, der die Brennweite entweder um den Faktor 0,8 nach unten (WCL-X 100 II) oder um den Faktor 1,4 nach oben (TCL-X 100 II) verändert. Aus meiner Sicht eine viel zu komplizierte und teure Lösung, die den Sinn der Kamera ad absurdum führt. Wer eine X100 kauft, identifiziert sich absichtlich mit der Normalbrennweite von 35mm. Sinnvoller ist da in jedem Fall eine gute Gegenlichtblende sowie auch ein Filter-Adapter, der die Nutzung von Handelsüblichen Filtern der Größe 49mm ermöglicht.

Für besonders große Hände kann dann auch noch ein Thumbbrest oder auch eine Bodenplatte mit Griff Sinn machen – ich selbst habe ich dagegen entschieden, da ich besonders das kompakte Format der X100F sehr schätze.

Ausblick Fuji X100V (??)

Wann und ob Fuji einen Nachfolger der X100F bringen wird, steht noch in den Sternen. Bislang hat Fuji lediglich die X-T3 auf die Füße des neuen Sensors X-Trans IV gestellt. In der Vergangenheit ist die X100 immer ca. 5 Monate nach der X-T erschienen, was auf eine Aktualisierung in Q1/2019 hindeuten könnte. Vorteile dieses Upgrades wären dann der  (noch) bessere Sensor sowie Verbesserungen in der Performance des Autofokus. Bei einer Brennweite von 23mm und der Ausrichtung als Street-Kamera sind diese Vorteile aber aus meiner Sicht eher marginal. Die wenigsten werden eine X100 ins Studio zerren. Möglicherweise wäre noch ein Touchscreen zu erwarten, der aber ebenfalls wenig Vorteile mitbringt. Nur sehr unwahrscheinlich ist die Anpassung der Optik sowie des generellen Aufbaus – da müsste mich Fuji schon sehr überraschen mit dem Nachfolger der X100F.

Alternativen zur Fuji X100F

Auf dem Markt gibt es wenige, spannende Alternativen zum reduzierten Ansatz der X100F. Ich möchte an dieser Stelle nur die Ricoh XR2 (Festbrennweite) und die Sony RX100 V (Zoom) nennen. Beide liegen in etwa in der gleichen Preisklasse und sind sicher einen Blick wert. Wichtig ist hierbei aber vor allem die Sensorgröße – die RX100V arbeitet mit einem deutlich kleineren Sensor. Möchte man mehr Sensorfläche haben, muss man schon zur Sony RX1 im Vollformat greifen.

PS: Die X-E3 hat mittlerweile auch eine Besitzerin gefunden, die die Kamera mit Freude benutzt.

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