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Reisen mit der Deutschen Bahn – Ein Erfahrungsbericht nach 20.000KM

Seit nunmehr 14 Monaten Reisen und Pendeln wir wöchentlich zwischen Augsburg und Dresden und haben dabei zusammen wohl ca. 35.000KM mit der Bahn und 20.000KM mit dem Auto zurückgelegt. Langsam ist es an der Zeit, dabei die Erfahrungen mit der Deutschen Bahn einmal niederzuschreiben und auch den Vergleich mit dem Auto – basierend auf echten Fakten und Erfahrungen – zu bewerten.

Neben den Vor- und Nachteilen soll es hier vor allem um meine ganz persönliche Meinung gehen, die ich mir gemeinsam mit der Deutschen Bahn mühsam erarbeitet habe.

Die Vorteile aus den Broschüren für das Reisen mit der Deutschen Bahn liegen auf der Hand: Bequemes Reisen, frischer Kaffee, niedrige Preis und schnelle sowie pünktliche Verbindungen zwischen den deutschen Metropolen. Genau an dem Punkt sind wir schon an einem wesentlichen Punkt angelangt: Metropolen sind aus Sicht der Deutschen Bahn in Deutschland nur die Städte München, Frankfurt, Berlin und Hamburg. Die Sprinter verbinden diese Metropolen tatsächlich sehr schnell, in hoher Frequenz und mit großen Zügen. Wie sieht es aber aus, wenn wir von Großstädten außerhalb dieser Größenordnungen sprechen? Sowohl Augsburg als auch Dresden sind wohl zweifelsohne als Großstädte zu bezeichnen.

Dresden an sich ist von allen Durchgangsverbindungen abgehängt und kann immer nur als Stichverbindung über Leipzig oder Halle erreicht werden. Der Sprinter fährt also schlichtweg an Dresden vorbei und wenn man dann in Leipzig oder Halle seinen Anschluss verpasst, ist man nur noch auf dörflichem Regionalniveau mit IC und RE unterwegs. Gleiches gilt in Augsburg, wenn man dort nicht mehr den passenden ICE erwischt – weiter geht es dann in den meisten Fällen deutlich später oder eben mit der Regionalbahn. Aus Fahrzeiten von 4:52 (der fahrplanmäßige Idealfall) werden meist sechs- und in vielen Fällen sogar über sieben Stunden. Natürlich sind dies hier meine ganz persönlichen Erfahrungen. Die Deutsche Bahn selbst pflegt dazu auch eine Statistik (Link).

Jetzt kann man sich natürlich fragen: Ist die Bahn denn dann überhaupt eine Alternative? Ist sie. Auch wenn man von der Pünktlichkeit halten kann was man will, gibt es kein Verkehrsmittel, in dem man ähnlich bequem reisen kann. Toiletten, Strom, im ICE sogar WLAN vereinfachen vieles. Es kann gearbeitet, geschlafen und gelesen werden. All dies ist im Auto nicht möglich. Leider sind auch an dieser Stelle häufig negative Ausreisser zu finden: Wenn die Züge völlig überfüllt sind, Wagons fehlen oder die Klimaanlage bzw. Heizung streikt. Dies passiert nicht sehr oft, aber auch keineswegs selten.

Kosten: „Ist denn Bahnfahren nicht sehr teuer?“ Diese Frage kommt immer wieder. Die alltägliche Schönrechnerei der Autofahrer natürlich noch dazu. „Für die 1000KM brauche ich nur 70€ für Diesel!“ heisst es dann meistens. Fakt ist: Unter 17 Cent/KM kommt man mit dem Auto kaum zurecht, wenn man alle Kosten reinnimmt. Bei einer wöchentlichen Strecke von 1000KM sind das dann schon 170€. Die Bahn ist da DEUTLICH günstiger: Solang man seine Reisen vier Wochen im Voraus plant und sich dazu eine Bahncard 25 für ca. 70€ im Jahr zulegt, kommt man entspannt für 70€ (mit Sitzplatz!) hin und zurück. Unschlagbar.

Fazit: Es ist eine Hassliebe zwischen mir und der Bahn. Hass für die andauernden Verspätungen, Aufenthalte, kuriosen Geschichten und Ausreden aber dennoch ist die Deutsche Bahn auf Dauer die bessere, entspanntere und vor allem flexiblere Lösung, solang man mit seiner Zeit im Zug etwas anfangen kann.

Ganz nebenbei ist das Reisen per Bahn auch noch deutlich besser für die Umwelt. Im Vergleich zum Auto steht ist der CO2-Ausstoss der Bahn um den Faktor 3 niedriger. Bei Stickoxiden und Feinstaub ist der Unterschied sogar nich höher (Quelle).

Was sollte man jetzt beachten, wenn man regelmäßig mit der Bahn reisen will?

  • Eine Bahncard 25 lohnt sich meist schon ab der dritten Fernfahrt.
  • Unbedingt einen Sitzplatz reservieren. Immer.
  • Das Fahrgastformular auswendig lernen.
  • Die Regeln zur Zugbindung bei Sparpreisen verinnerlichen.
  • Die Smartphone-APP nutzen. Sonst blickt man kaum durch falls was schiefgeht.
  • Das Bonussystem nutzen und die Punkte für Freifahrten ausgeben.

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